
Bernadette Wirth erläutert die japanische Praxis des Waldbadens. Dabei geht es darum, bewusst Zeit in der Natur zu verbringen, die Sinne zu schärfen und so tiefe Entspannung zu finden. Regelmäßiges Waldbaden stärkt nachweislich die körperliche und mentale Gesundheit.
Waldbaden, auch bekannt als „Shinrin Yoku“, ist eine in Japan entwickelte Methode zur Stressreduktion und Gesundheitsförderung durch achtsames Eintauchen in die Waldatmosphäre. Bernadette Wirth erklärt die positiven Effekte dieser Praxis. Beim Waldbaden geht es nicht um sportliche Aktivität, sondern darum, bewusst alle Sinne zu öffnen und die wohltuende Wirkung des Waldes auf Körper und Geist zuzulassen. Studien belegen, dass regelmäßiges Waldbaden den Stresslevel senkt, das Immunsystem stärkt und sogar Depressionen und Ängste lindern kann. Wirth empfiehlt, mindestens einmal pro Woche für zwei Stunden im Wald zu baden und gibt Tipps, wie man die Praxis in den Alltag integrieren kann. Mit einfachen Achtsamkeitsübungen und der richtigen inneren Haltung kann so jeder die heilsame Kraft des Waldes für sich nutzen.
Die Ursprünge des Waldbadens
Das Waldbaden, auf Japanisch „Shinrin Yoku“, wurde in den 1980er Jahren in Japan entwickelt. Angesichts der zunehmenden Verstädterung und des hektischen Lebensstils suchten Forscher nach Wegen, die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern. Sie fanden heraus, dass der Aufenthalt im Wald nachweislich positive Auswirkungen auf das körperliche und seelische Wohlbefinden hat.
Schon bald wurde das Waldbaden in Japan zu einem festen Bestandteil der Gesundheitsvorsorge, berichtet Bernadette Wirth. Es entstanden spezielle Waldtherapie-Zentren und Kurse, in denen die Teilnehmer lernten, wie sie die Heilkraft des Waldes für sich nutzen können. Auch die japanische Regierung erkannte das Potential des Waldbadens und erklärte es zu einer offiziellen Methode der Gesundheitsförderung.
Von Japan aus verbreitete sich das Waldbaden schnell in andere Teile der Welt. Heute gibt es in vielen Ländern Kurse, Retreats und sogar speziell ausgewiesene Waldbaden-Pfade. Immer mehr Menschen entdecken für sich die einfache, aber wirkungsvolle Praxis, die keine Vorkenntnisse erfordert und für jeden zugänglich ist.
Das Konzept des Waldbadens ist dabei keineswegs neu. Schon in der Antike wussten Philosophen und Ärzte um die heilende Wirkung der Natur. Auch in der traditionellen chinesischen und japanischen Medizin spielt der Aufenthalt in der Natur eine wichtige Rolle. Das Waldbaden knüpft an diese alte Weisheit an und verbindet sie mit den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft.


Die Wirkung des Waldbadens auf die Gesundheit
Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen inzwischen die positiven Effekte des Waldbadens auf die Gesundheit. So hat der Aufenthalt im Wald nachweislich eine stressreduzierende Wirkung, erklärt Bernadette Wirth. Der Anblick des Grüns, die frische Luft und die natürlichen Geräusche des Waldes aktivieren den Parasympathikus, also den Teil des Nervensystems, der für Entspannung und Regeneration zuständig ist.
Gleichzeitig senkt der Wald den Spiegel von Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin im Körper. Der Blutdruck sinkt, die Muskulatur entspannt sich und die Atmung vertieft sich. Schon nach kurzer Zeit im Wald fühlen sich viele Menschen deutlich ruhiger und gelassener.
Aber auch auf das Immunsystem hat das Waldbaden eine positive Wirkung. Die Terpene, also die Duftstoffe, die von Bäumen abgegeben werden, stärken die körpereigenen Abwehrkräfte. Studien zeigen, dass die Zahl der Killerzellen, die für die Bekämpfung von Viren und Krebszellen zuständig sind, nach einem Waldbesuch deutlich ansteigt.
Sogar bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen kann Waldbaden eine unterstützende Wirkung haben. Der Aufenthalt in der Natur reduziert Grübeln und negative Gedanken und fördert stattdessen ein Gefühl von Verbundenheit und innerer Ruhe. Regelmäßiges Waldbaden kann so dazu beitragen, die Symptome von Depressionen und Ängsten zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Aber auch Menschen, die nicht unter gesundheitlichen Problemen leiden, profitieren vom Waldbaden. Die Praxis schärft die Sinne, fördert die Kreativität und steigert das allgemeine Wohlbefinden. Viele Menschen berichten, dass sie sich nach einem Waldbesuch klarer, energiegeladener und lebendiger fühlen.
Bernadette Wirth: So gelingt das Waldbaden
Bernadette Wirth betont, dass es beim Waldbaden nicht darum geht, eine bestimmte Technik zu erlernen oder sportliche Höchstleistungen zu erbringen. Vielmehr geht es darum, bewusst in die Atmosphäre des Waldes einzutauchen und alle Sinne zu öffnen. Wirth empfiehlt, langsam und achtsam durch den Wald zu gehen, immer wieder innezuhalten und die Umgebung auf sich wirken zu lassen. Dabei kann man bewusst auf die verschiedenen Sinneseindrücke achten: das Grün der Blätter, den Duft von Moos und Erde, das Geräusch des Windes in den Bäumen. Aber auch die innere Haltung ist beim Waldbaden entscheidend. Bernadette Wirth rät dazu, den Wald nicht als bloße Kulisse zu betrachten, sondern als lebendigen Organismus, mit dem man in Beziehung treten kann. Dazu gehört auch, sich Zeit zu nehmen und ohne bestimmtes Ziel zu sein. Anstatt ständig auf die Uhr zu schauen oder den nächsten Programmpunkt abzuhaken, geht es darum, den Moment bewusst zu genießen.

Den richtigen Wald finden
- Eine abwechslungsreiche Flora und Fauna mit verschiedenen Baumarten, Sträuchern und Pflanzen
- Ein gut ausgebautes, aber nicht zu dichtes Wegenetz, das ein freies Umherstreifen ermöglicht
- Eine ruhige Lage abseits von Straßenlärm und Menschenmassen
- Ein naturnaher Zustand ohne zu viele Eingriffe durch Forstwirtschaft oder Tourismus
- Eine ansprechende Atmosphäre, die zum Verweilen und Genießen einlädt
Oft finden sich geeignete Wälder in der näheren Umgebung von Städten und Gemeinden. Viele Regionen haben auch spezielle Waldbaden-Pfade ausgewiesen, die besonders schöne und abwechslungsreiche Strecken durch den Wald bieten. Hier gibt es oft auch Informationstafeln und Hinweisschilder, die auf besondere Naturphänomene aufmerksam machen.
Wer keinen geeigneten Wald in der Nähe hat, kann auch in einem Park oder einer Grünanlage Waldbaden praktizieren. Entscheidend ist aus der Sicht von Bernadette Wirth, dass man sich an einen Ort begibt, an dem man von Bäumen und Pflanzen umgeben ist und die Natur mit allen Sinnen erfahren kann. Mit etwas Übung und Achtsamkeit kann man so überall ein Stück Wald finden.

Die richtige Ausrüstung für das Waldbaden
Im Gegensatz zu vielen anderen Outdoor-Aktivitäten erfordert das Waldbaden keine besondere Ausrüstung. Prinzipiell reichen bequeme Kleidung, festes Schuhwerk und vielleicht eine Sitzmatte oder Decke, um sich zwischendurch im Wald niederzulassen. Je nach Jahreszeit und Witterung kann es sinnvoll sein, an Regenschutz, Sonnenhut oder wärmere Kleidung zu denken.
Wer regelmäßig und bei jeder Witterung Waldbaden möchte, kann sich spezielle Outdoor-Kleidung zulegen, die atmungsaktiv und wasserabweisend ist. Auch ein Paar Wanderschuhe mit gutem Profil kann sinnvoll sein, um auf unebenen Waldwegen sicher unterwegs zu sein. Eine Thermosflasche mit heißem Tee oder eine kleine Brotzeit können das Waldbaden-Erlebnis abrunden.
Letztlich geht es aber beim Waldbaden nicht um die Ausrüstung, sondern um die innere Haltung. Achtsamkeit, Offenheit und Neugierde sind die wichtigsten Dinge, die man in den Wald mitbringen kann. Wer mit einem offenen Herzen und wachen Sinnen in die Natur eintaucht, wird reich beschenkt wieder herauskommen.
Bernadette Wirth ermutigt alle Menschen, das Waldbaden für sich zu entdecken und auszuprobieren. Mit einfachen Mitteln und ein wenig Übung kann jeder die heilsame Kraft des Waldes erfahren und neue Quellen von Ruhe, Kraft und Inspiration in seinem Leben finden.